Jahresrückblick 2012: was habe ich gelernt? :)

Lebenslanges Lernen ist die Devise, oder? Nur, was lernt man eigentlich so in einem Jahr? Was ist relevantes Wissen, was ist unnütz? Zugegeben ein sehr persönlicher und individueller Prozess und damit für euch und mich ein Einblick in die Höhen und Tiefen die mir das Jahr 2012 durch eigenes Verhalten und Nicht-Verhalten eingebracht haben.

Januar: Vorsatz zu Silvester: „2012 muss sich was ändern und es wird ein gutes Jahr.“ Hartz4 ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Ganz zu schweigen davon, wieviele Ressourcen die Überlebenssorgen kosten. Das ist ein Fulltimejob! Das wünsche ich wirklich niemanden.

Februar: Der Mann an meiner Seite stellte sich als Blender raus. Was habe ich gelernt? Genau: Intelligenz und Lügen sind eine abgrundtief böse Kombination. Das hat mich hart getroffen und er flog in hohem Bogen aus unserer Gemeinschaft raus. Mein Vertrauen zu Menschen hat damit einen radikalen Knacks bekommen. Es hat gedauert, aber ich will dem komischen Volk der Menschen mit einem positiven Blick begegnen, etwas naiv, aber irgendwie stirbt die Hoffnung zuletzt weiter an das Gute zu Glauben.  Denn jeder Mensch ist doch irgendwie einzigartig und was ihn zu dem gemacht hat, was er war? Who knows…

März: Ohne Abschluß bist du in D nix wert. Also einschreiben für das Studium der Bildungswissenschaft an der Fernuni Hagen. Nachdem ich gelernt habe, dass die Uni Hamburg trotz meiner sehr guten Ausbildung für das Lehramt Realschule in Ludwigsburg (Baden Württemberg) nochmal 5 Jahre für ein schlechteres Lehramtstudium abverlangen würde. Ich strich die Segel, ich wußte, das war too much. Ich lasse mich jetzt nicht darüber aus, wie sinnlos manche Systeme für den Individualfall sind. Wie sagte Christian (seines Zeichens Prof an der PH Heidelberg) so schön: „hat das System da jemanden aussortiert, der eigentlich eine gute Lehrerin geworden wäre?“ Dafür danke ich ihm, das Ego war nur noch halb geknickt. Nun mussten Alternativen her. Das Seminar der Waldorfschulen in Hamburg bot mir an, meine Ausbildung in einem Jahr bei Ihnen zu beenden und als Waldorfklassenlehrerin zu unterrichten. Bei aller Fürsorge und Herzlichkeit die dort mitschwang, dort habe ich mich einfach nicht gesehen. Ich danke dem Leiter des Waldorfseminares trotzdem für sein Engagement. Es hat mir sehr geholfen.

April: 1. Semester Fernuni Hagen, ich war hochmotiviert und belegte in einem Semester drei Module (2 sind Standard für ein Vollzeitstudium). Über die Fernuni kam die Stellenausschreibung der Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung der Uni Hamburg. Nach viel hin und her ob ich nicht zu überqualifiziert sei, nahmen die Verantwortlichen meine Expertise und mein Know-How gerne an. Für mich war es der Schritt zurück in die Berufswelt mit einer Teilzeitstelle als studentische Hilfskraft im E-Learning-Team.

Mai: Studium und Job, Kinder und der Weg zurück in die Social Media Welt aus der ich mich 2 Jahre ausgeklinkt hatte. Ich hatte nix zu berichten, nichts geleistet und war mit mir selbst höchst unzufrieden. Ohne positives Charma, wollte ich den Kontakten nicht gegenüber treten. Jaja, das liebe Ego und der Stolz einer geknickten Frau und Mutter. So langsam kroch ich wieder aus den tiefsten Tiefen hervor.

Juni – August: ich etablierte mich in der AWW und genoß die Freiheit meine Kreativität gewinnbringend für die AWW einzusetzen. Das stärkte mir den Rücken und der eigene Ehrgeiz erwachte zu neuem Leben. Dies fiel auch positiv auf die Kinder zurück und wir wurden alle etwas ruhiger, gelassener und souveräner. Als Vollzeitstudentin, Teilzeitarbeitskraft und engagierte Mutter raste die Zeit davon. Ein Tag darf ruhig mehr als 24 Stunden haben. Hinzukam in den Sommerferien, dass die Kinderbetreuung teurer war, als mein verdientes Geld in gleicher Zeit… optimal ist etwas anderes.

September: Die Klausuren der Fernuni standen an. 3 Modulprüfungen in Lübeck waren zu bestehen. Die Prüferinnen guckten mich ungläubig an, als sie das dritte Mal die Unterlagen aushändigten und ehrlich gesagt, war ich müde und völlig überarbeitet. Die hohen Ziele forderten ihren Tribut. Eine schöne Abwechslung war das Barcamp in Stuttgart. Ich hatte Jan Theofel näher kennengelernt im Laufe des Jahres und will ihn als Freund auch nicht mehr missen. Da er seit Jahren schon das Barcamp organisierte bin ich gerne dorthin gefahren. Es war das erste mal seit 2010 dass ich wieder schwäbische Klänge hörte, nachdem ich 2 Jahre vorher alle Zelte in Ludwigsburg abgebrochen hatte. Das Barcamp hatte für mich große Überraschungen parat, vor allem traf ich sehr viele Menschen die ich aus dem Netz seit 2008 kennengelernt hatte und traf neue tolle Menschen, mit denen ich auch heute noch einen gepflegten Umgang über die verschiedenen Netzwerke pflege.

Oktober: Das Educamp in Ilmenau schloß sich nahtlos an die positiven Erfahrungen mit den Menschen an. Viele neue und alte Gesichter die mich erfreuten und mit denen ich sehr gerne ein Wochenende verbracht habe. Grundtenor an meine Person: schön, dass du wieder da bist! Danke liebe Community, das bedeutet mir viel!Nach dem Barcamp in Stuttgart und der Vorabendparty von der Lightwerk GmbH reifte in mir ein Gedanke. Immernoch trotz Studium und Teilzeitstelle von Hartz4 leben zu müssen machte Sorgen, Nöte und verlangte von mir weiterhin sehr viel Kraft. Ich schrieb meine Bewerbung an die Firma Lightwerk.

November: 10 Wochen Korrekturzeit für drei Modulprüfungen sind eine lange Zeit. Um so näher der Zeitpunkt kam, dass die Ergebnisse veröffentlicht wurden, desto nervöser wurde ich. Würde jetzt mein neu erschaffenes Kartenhaus zusammen brechen? Hatte sich all der Aufwand und die Kraft gelohnt oder würde ich nur einen weiteren Beweis für meine Unzulänglichkeit im Studium als Feedback an meine Person breit machen? Wie die meisten wissen, feierte ich meinen innerlichen Reichsparteitag als die Ergebnisse kamen. Alle drei bestanden und die Feier ging bis morgens um vier. Meine Freunde hatten an mich geglaubt, nur ich schon lange nicht mehr. Als dann nach langem hin und her, Vorstellungsgespräch und Zusage zu dem neuen Job bei Lightwerk kamen, war es wie Weihnachten einen Monat vorgezogen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließ ich die AWW. Manchmal vermiss ich sie auch heute noch und sie mich auch. Und sie suchen wohl händeringend Ersatz für mich: O-Ton: „eine zweite Melanie können wir uns leider nicht schnitzen“. Das geht runter wie Öl!

Dezember: Die Einarbeitung in Stuttgart war eine große Herausforderung für mich. Die freie Wirtschaft tickt einfach anders und ich möchte dem Team in Stuttgart danken für so viel Herzlichkeit und Kompetenz die mir den Einstieg erleichterten. Nichts desto trotz ist der Druck der auf mir lastet extrem hoch und so ein neuer Standort hat viele spannende Komponenten. Da macht man sich kein Bild von, wenn man nicht drin steckt. Aber auch das werde ich mit aller Bauernschläue gut meistern. Ideen habe ich einige, mal sehen was 2013 bringt.

Fazit: bei allem was dieses Jahr so passiert ist, war immer wieder ich der Drahtzieher und inspiriert von guten Gesprächen mit meinen Freunden, Familie und Bekannten, Neerds, Geeks und und und. Mit allen Höhen und Tiefen war 2012 für mich eins der beeindruckensten Jahre, nicht zuletzt weil wir alle menschlich sind und damit das Leben liebenswert machen. Was mich vor allem im aktiven Leben gehalten hat, waren meine 2 Kinder, sie sind das wichtigste für mich und so tolle kleine Erdenbewohner, dass ich vor Stolz und Liebe platzen möchte. Ich danke euch beiden Räubern für soviel Liebe und „einfaches“ Sein an meiner Seite!

Ich danke allen Beteiligten für ein tolles Jahr 2012 und freue mich auf das Jahr 2013!

Lg, Melli

Educamper meets Barcamp Stuttgart

meets

„Faszinierend“, würde Mr. Spock sagen und die Augenbraue hochziehen. Da prallen Welten aufeinander, oder doch nicht?
Seit Wochen schon war klar ich würde mir das Barcamp Stuttgart (#bcs5) nicht entgehen lassen. Ein Paar Hürden waren noch obligatorisch, denn es gibt ja kein einfach:

1.  würde das Kinderfrei-Wochenende  auch durchgeführt werden können?  Davon gibt es nur 1-2 im Jahr und es hängt immer von vielen Faktoren ab.

2.  Die Reise musste finanziert werden und das bei den Vorraussetzungen:  „Studienjahre sind keine Herrenjahre“ sagt der Di-Mi-Do-Prof mit erhobenem Zeigefinger.

3. Die Arbeit: die Bildungsmesse für Weiterbildung  in HH am Freitag und der Studierendenausschuss der Firma mussten auf mich verzichten (wollen).

4. Und die Menschen die es dann abschließend ermöglichten: meine Kinder (9 und 7 Jahre), meine Freundin Heidi  die sie betreut hat,  @jantheofel  für Orga, Kost und Logis, @balu für den Hinweg  und Marina für den Rückweg. *verneig*

Soweit der Plan, nachdem die  kurze  Wackelphase als Hürdenlauf definiert ebenfalls ins Ziel hechelte konnte doch das Barcamp Stuttgart beginnen.

Dabei  erwähnen möchte ich die Vorabendparty im Lightwerk! Stilvolles Ambiente, harmonisch abgestimmtes Licht  mit einem strahlendem Team – da möchte man ein Teil von sein. Zu dem  Abend kommen dann noch beeindruckende Persönlichkeiten (an dieser Stelle keine Namen, damit euer Ego nicht zu stark in den Vordergrund gerät), wundervolles Essen von  esskultur und die barcamptypische offene Atmosphäre. Vielen Dank.

Bisher hatte ich an verschiedenen EduCamps teilgenommen und deshalb gar nicht in Betracht gezogen auch noch ein Barcamp zu besuchen. Dass ich

da priorisierte ohne Ahnung zu haben ist mir nun auch bewußt geworden.  Der Austausch zwischen den IT-lern der Barcamps und den überwiegend pädagogischen Volk auf einem EduCamp sollte unbedingt weiter ausgebaut werden!  Nerdig sind ja eh die meisten und webaffin auch, sie sprechen nur nicht immer die gleiche Sprache.

Und genau da könnten wir ansetzen. Ich habe am Wochenende einige (vor allem technische) Aspekte im Bereich Datenschutz/Sicherheit, Scanthe.net, Zertifikate, Google+, IBM-Connect, Monitoring (spannend!), Wexelwirken und vieles anderes  genauer betrachten können und bin schon traurig, dass man nicht immer an allen Sessions teilnehmen kann, die einen interessieren. Die Foyergespräche waren wie immer die Sahne die es abzuschöpfen galt, vertiefende Gespräche in kleineren Gruppen zu spezifischen Themen. Nach so einem Tag bin ich ganz schön geschafft aber zufrieden. Zum Wolfen hat es dann für mich nicht mehr gereicht, ich war zu müde. So ein Battle der Glaubwürdigkeit im wachen Zustand ist schon sexy. Dafür schien es für viele das erklärte Ziel zu sein @oliverg aus dem Rennen zu schmeißen und sich somit eine Trophäe um den Hals zu hängen. Die @zauberfrau wurde vorsorglich entfernt, sie war die 2 Runden vorher zu stark. Sehr faszinierend zu beobachten, welche zwischenmenschlichen Prozesse ein einfaches Spiel hervorrufen kann. Vor allem wenn die Teilnehmer den Kopf auf dem Hals benutzen können oder es zumindest versuchen zu später Stunde.

Was können EduCamper und Barcamper voneinander lernen und miteinander in Bewegung setzen?  Verzeiht mir meine Ideologie, aber Bildung geht uns alle an. Und wer sollte Sie verbessern, verändern, erweiter, vertiefen, erleben, ermöglichen, wenn nicht wir? Anders formuliert: ihr IT-ler habt die Lösungen, wir Pädagogen das Klientel von  Heute und Morgen. Arbeiten wir gemeinsam an den Aufgaben von Morgen! Um am Ende doch pathetisch zu sein: habt ihr euch die Kinder in der Kinderbetreuung vor Augen geführt?  Für jedes Einzelne lohnt es sich abseits von Profit und Gier Verknüpfungen zu spinnen zwischen den durchaus spleenigen It-lern und den Omg-Pädagogen. 😉

Last but not least möchte ich Jan für die gelungene Organisation danken , seine Energie und sein Idealismus machen das Barcamp Stuttgart vorrangig möglich. Außerdem ein großes Danke an die Sponsoren!

Kleines Feedback zum Rahmen:

1. Schmarotzertum ist unangebracht… wer immer als erstes am Buffet steht hat kein Interesse an den Themen? Nur mal so frag…

2. Die angemeldeten Teilnehmer die nicht erschienen sind, haben über Monate Plätze besetzt und sich trotz dreimaliger Erinnerung via Mail nicht dazu herablassen können den „nehme nicht teil“-Knopf zu drücken. #unnötig

3. Das Vinum-Catering zu teuer, zu unflexibel zu .. disqualified

4. Die Kinderbetreuuung ist topp, wenn im nächsten Jahr wieder so viele Kleine da sind, braucht es 2 BetreuerInnen. 🙂

5. Das Literaturhaus ist eine tolle Location, vielen Dank an die MFG.

Soweit mein erster Verarbeitungsschritt zu einem tollen Barcamp Stuttgart. Als nächstes geht es zum Educamp in Ilmenau (18-21.10) und zum Barcamp Hamburg (2.-3. 11)

In der Hoffnung, dass die Rückreise vom Educamp in Ilmenau nicht genauso lange dauert.  190 Minuten Verspätung war selbst für die Deutsche Bahn viel. Dafür aber Fahrpreisreduce und Taxi nach Hause.

Danke an alle Teilnehmer, Sponsoren, Freunde, Bekannte und neue Gesichter für ein schönes WE. Es war faszinierend die Menschen hinter den Nicks zu treffen, die man bald seit mehr als 4 Jahren in der Timeline hat.

Melli

Edu-Camps als Alternative?

Nach dem Educamp in Hamburg und den Nachbereitungen der Blogosphäre ist ein Tweet von Michael Wald @filterraum bei mir haften geblieben.

Sollte es ein neues Format geben, in dem sich eine Bottom-Up-Riege austauschen kann? @cspannagel formulierte das als „Arsch hoch!“ – ich bin dafür.

Ich versuche jetzt mal die Komplexität zu reduzieren indem wir das Szenario verändern. Nehmen wir mal an, wir säßen in einem Tipi, der Raum ist demzufolge Rund, alle sitzen auf gleicher Höhe, Kerzenlicht bietet gerade soviel Licht um Mimik und Gestik zu erkennen, das Gesagte jedoch tritt in den Vordergrund. Bedeutungsschwangere Präsentationen werden von eigenen Statements abgelöst,wesentliche Aspekte erhalten den nötigen Raum. Was meint man mit „Bildung“? Sprechen wir vom gleichen? usw.

Aus meinen eigenen Erfahrungen heraus sind Themenlager höchst produktiv und lassen uns alle mal wieder den Boden spüren. Weniger die Karriere oder der Einzelne tritt in den Vordergrund, sondern mehr die Gemeinschaft die Antworten sucht und erarbeitet für ein evtl. besseres Bildungssystem? Die alten Paradigmen von innen heraus aufbrechen?

Mir ist bewußt, dass es paradox ist gerade eine Social-Web-Medien-Bildungscommunity (Strom, W-Lan, Twitter, PowerPoint etc.) auf ein Zeltlager zu schicken… aber vielleicht birgt gerade so ein Format die Möglichkeit für Konsensentwicklung, mannigfaltige Diskurse und neue Ideen für  eine Verbesserung von Lehre und Lernen im digitalen Zeitalter.

Warum komme ich zu diesen Überlegungen? aus vorangegangenen Educamps sind verschiedene Projekte hervorgegangen, die auf Grund von Netzwerken weit verbreitet werden konnten z.B.: Neuron, Md-C, Bildungsexpedition, WeBenin und einige mehr – Aufbruchstimmung versus Stagnation. Ich fühle mich einfach mit dem vorhandenen Format gelähmt, wie eine Punktlandung ohne nennenswerte Emergenzen.

In diesem Sinne,

Mel

Ps: nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Die Orga war Klasse, viele tolle Menschen, guter Austausch – für mich hat sich Hamburg gelohnt. Mir ist es einfach nicht zielgerichtet genug, wenn man bedenkt wieviele Ressourcen zur Verfügung stehen.

Open Space unterm Regenbogen

Die PH-Ludwigsburg ist seit dem Frühjahr 2009 auf dem Weg ein neues Leitbild zu erstellen. Den genauen Projektablaufplan könnte man hier abrufen. Unter vielen verschiedenen Menüpunkten wurde ein „Open Space“-Tag veranstaltet. Leider finde ich das Common-Craft-Video von Michael Krüger gerade nicht, welches erklärt, wie so ein Open-Space abläuft.

Ich hatte mich sowohl bei der Auftaktveranstaltung als auch in der Onlinediskussion schon beteiligt. Privat bin ich selbst gern auf Open-Space-Veranstaltungen unterwegs, weil dort für mich sehr viel Potenzial umher geistert. Alles in allem war der Tag wohl gelungen und es gäbe nichts hinzuzufügen… wenn uns da nicht ein Appel für ein Ei verkauft worden wäre.

Was ist Open Space?

Da die Moderatoren selbst die Definitionen der Wikipedia genutzt haben, werde ich gleiches tun.

Open Space (englisch für „geöffneter, offener oder auch weiter Raum“) oder Open Space Technology ist eine Methode zur Strukturierung von Besprechungen und Konferenzen. Sie eignet sich für Gruppen von etwa 12 bis 2000 Teilnehmern. Charakteristisch ist die inhaltliche und formale Offenheit: die Teilnehmer geben eigene Themen ins Plenum und gestalten dazu je eine Arbeitsgruppe. In dieser werden mögliche Projekte erarbeitet. Die Ergebnisse werden am Schluss gesammelt. Wichtig ist, wenn der Open Space in geschlossenen Organisationen stattfindet, dass eine die Umsetzung von entstehenden Projektideen fördernde Infrastruktur bereitgestellt wird, denn Open Space kann in kurzer Zeit eine große Vielfalt von konkreten Maßnahmen produzieren.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space)

Nach einer langen Einführung der Gesetzmäßigkeiten, wie die Veranstaltung verlaufen sollte, begannen die Vorstellungen der einzelnen Themen. Hier ein großes Lob an Michael Krüger, der die räumliche Einteilung und vieles, vieles mehr auf die Beine gestellt hat.

Was mich aber zu diesem Eintrag bewegt ist die Art und Weise wie für die Sicherheit der Workshop-Angebote gesorgt wurde. Die Institute waren angehalten Themen zu stellen. Vereinzelte Dozenten überlegten am Tag vorher noch, welches Thema sie wohl pflichtbewußt diskutieren lassen sollten. In meinen Augen das typische Sicherheitsdenken, welches der Qualität so einer Veranstaltung maßgeblich nachteilig ist. Denn im Grunde ist die gesamte Orga der Raumverteilungen und Themenstellung in die Produktionszeit gefallen – die eh schon feststanden. Open Space soll motivieren, Gleichgesinnte zusammenbringen, neue Ideen pflanzen und für den Austausch zwischen verschiedenen Gruppen einer Organisation sorgen. Dafür müssen die Themensteller aber schon mit Herzblut ihr Thema begleiten – Pflichten sind in diesem Kontext  ein No-Go. Hinzu kommen Profilierungen um sich abzuheben von anderen Instituten. „Wir vom Institut XY haben …“. Ein Open-Space ist dafür da, Grenzen zu übertreten, über den Tellerrand hinweg zu sehen, gemeinschaftlich kontrovers zu diskutieren, nicht um einzelne glänzen zu lassen.

Aufgrund dieser Tatsachen frage ich mich, ob die Firma Vis!on Bonn selbst einmal die Dynamik erlebt hat, die ein Open-Space mit sich bringen kann? Nichts für Ungut, es geht hier nicht um persönliches, sondern dient einzig und allein als Feedback zur Umsetzung von Open-Space. Ein anderer Mensch mag dieses anders sehen. Ich bin ein Neuron und  halte es wie Prof. Jean-Pol Martin, der den Mensch als Ressource ansieht der sich selbst nicht so wichtig nimmt und dabei Gedanken abfeuert.  Wer weiß, bei wem sie landen?

Ein zweiter Faux-Pas ist im Umgang mit den neuen Medien passiert. Wenn ich eine Innovation einsetze, dann nicht um der Innovation willen, sondern wegen des Mehrwerts. Die Veranstaltung wurde mit Twitter „begleitet“. Twitter ist ein Echtzeit-Sprachrohr, welches zum Einen dafür genutzt werden kann, Menschen von außen mit einzubeziehen und zum Anderen für eine Vernetzung der Teilnehmenden selbst. Thesen und Ergebnisse verschiedenster Workshops können gezwitschert werden. Kommentare der Antwortenden können wiederum in die aktuelle Diskussion einfließen etc. Es bedarf keiner weiteren Nachfrage, dass die Inhalte eines Tweets eben auch realistisch sind.

Erster Tweet: Start der 1. Workshop-Session! (von @change61 10:00 Uhr – so stand es wohl im Programm.)

Reply:  aber nur theoretisch, denn noch werden weitere Themen vorgestellt. (von @vrenchen 10:26 Uhr)

Reply: start der Session? ein Bot der Dokumentiert ist Kajütenliteratur 😦 #phl09 immernoch Vorstellungen der Themen (von @melgottschalk 10:26 Uhr)

Die Twitterwall tat ihr übriges, fünf oder sechs Tweets waren sichtbar.  In verschiedenen Räumen waren Rechner die für Twitter genutzt werden konnten. Nachteil dabei: alle twitterten über den selben Account. Auf Reply brauchte man in diesem Kontext auch nicht gehen. Produktiven Diskursen wurde damit der Raum genommen.

Und auch hier wieder die Frage an @change61, wofür wurde Twitter eingesetzt? Welche Ziele wurden damit verfolgt? Wurde der größtmögliche Nutzen daraus gezogen?

Meine Vorschläge für das nächste Mal:

Keine Pflichten anknüpfen an Open-Space! Evtl. ist das Angebot dann nicht so breit gefächert, aber die Ausbeute ist intrinsisch motivierter und führt zu mehr Qualität.

Werkzeuge des Web 2.0 nur einsetzen, wenn es einen Nutzen hat. Nicht das Werkzeug ist Aushängeschild einer guten Veranstaltung, sondern die Inhalte, die es transportiert.

Keinen Bot einsetzen für ein Echtzeittool, das schädigt die Glaubwürdigkeit.

Fazit:

Ich habe diesen Beitrag geschrieben, weil mehrfach die Nachfrage kam, warum ich und einige andere mit der Veranstaltung nicht ganz zufrieden waren. Hier nun mein subjektives Bild, welches natürlich auch im Austausch mit anderen Studierenden entstanden ist. Die Entwicklung des Leitbildprozesses kostet extrem viel Geld, dafür erwarte ich einfach Qualität und keine Kopien. Eventuell sind meine Erwartungen zu hoch. Eventuell gehöre ich nur einen ganz kleinen Gruppe an, die es anders sieht. Aber dafür nutze ich eben meinen Blog. Bitte fühlt euch frei, auf diesen Beitrag zu antworten. Fühlt euch frei Gegenteiliges zu sagen. Geht mit mir in einen Diskurs… hier geht es in keinster Weise darum den Veranstaltern etwas nachzusagen, sondern darum Open-Space und Twitter nicht misszuverstehen. Die Assoziation zum Bild der PH mit dem Regenbogen überlasse ich gediegen euch. 😉

In diesem Sinne, Mel

Mediendidaktik Deutsch – Web 2.0 unter realen Bedingungen!

In meinem Seminar mit Michael Gans zum Thema Mediendidaktik Deutsch versuchen wir zu ergründen wo die Web 2.0 Anwendungen bei klassischen Lehrbuchthemen einen Mehrwert bieten.

Welche Werkzeuge bieten im Fach Deutsch einen Mehrwert zu welchem Thema?

Bis nächste Woche sammeln die Teilnehmer Themen aus gängigen Deutschschulbüchern und wir diskutieren dann gemeinsam wo uns „Lehren und Lernen 2.0“ helfen kann. Ein schöner Ansatz der praktisch und exemplarisch in die Tiefe geht. Interessant ist dabei, dass die Teilnehmer erst selbst die Tools kennenlernen müssen. Also ein Setting der den normalen realen Bedingungen entspricht. Natürlich wäre das nicht ganzheitlich, wenn es dazu nicht auch eine Lerncommunity geben würde.

Dort dokumentieren die verschiedenen Gruppen auch ihre Projekte im Wiki ab nächster Woche. Letzte Woche haben wir die Community eingeführt und zu einer Kurzgeschichte Blogeinträge geschrieben und kommentiert. Im Prozess selbst haben die Studierenden selbst erfahren, wie es ist, wenn die Gedanken zu der Geschichte von allen Teilnehmern dem Kurs zur Verfügung stehen.

Meine Motivation dabei ist selbst Erfahrungen zu sammeln mit der Form der Lern-Community. Welche Aspekte muss ich dabei beachten, wie kann ich die Teilnehmer zur gemeinsamen Wissenskonstruktion animieren. Welche Inhalte haben die Chance eine große Resonanz zu erhalten?

Meine eigenen Erkenntnisse mit der Maschendraht-Community als Community of Practice (CoP) ist das ein weiteres spannendes Unterfangen!

Stay tuned!

Viele Grüße, Mel

Kompetentes Nicht-Wissen: innovative Lernsysteme

Veränderung der Strukturen und Rahmenbedingungen im Bildungsbereich erforderlich!

Mit dieser Forderung gehe ich konform. Nur wie sollen die Lernsysteme gestaltet sein? Wie lassen sich die Erkenntnisse aus der Theorie übertragen in die Schulen von Heute?

Aktuell lese ich ein Fachbuch zu diesem Thema welches sich bewusst mit der betrieblichen Weiterbildung beschäftigt. Ich nehme ein Buch, das für die Wirtschaft geschrieben wurde um Parallelitäten und Dissonanzen festzustellen. Ich versuche den Blickwinkel auf die Schule zu übertragen. Vergleiche die Bedürfnisse und die institutionellen Bedingungen. Damit erreiche ich eine  Erkenntnisgewinnung aus einer etwas anders gelagerten Sparte die dennoch das gleiche Ziel haben: (lebenslanges) Lernen optimiert für unser Jahrhundert.  Eventuell kommen dadurch Ideen zustande, die sich wiederum auf meine eigene Lehre und auf das „Lehren und Lernen 2.0“ übertragen lassen…

Aktuell befinde ich mich im theoretischen Fundament des Buches, welches aber für mich die Grundlage darstellt, Argumentationen und fachlich richtige Erkenntnisse zu erwerben. Deshalb hier kleine erste Fundstücke und Aussagen aus der Wissenschaft.

Auszug aus „Innovative Lernsysteme – Kompetenzentwicklung mit Blended Learning und Social Software“ von Annette W. Kuhlmann und Werner Sauter

„Den Kern der Kompetenzen bilden Werte.

Werte ermöglichen ein Handeln unter der daraus resultierenden Unsicherheit. Sie überbrücken oder ersetzen fehlendes Wissen.

Werte können nicht in Seminaren oder über Bücher erworben werden. Es ist vielmehr ein Prozess der sogenannten emotionalen Labilisierung erforderlich (Erpenbeck, J. und Sauter, W. 2007). Darunter versteht man das Erleben und Bewältigen von Dissonanzen, also innerer Widersprüche, weil die vorliegenden Erfahrungen und Informationen zur persönlichen Einstellung bzw. zu getroffenen Entscheidungen im Widerspruch stehen. Solche Prozesse können nur in der Realität, nicht aber in Übungen und Fallstudien erlebt werden. Dies hat weitgehende Konsequenzen für die Gestaltung der Lernprozesse in Kompetenzentwicklungssystemen.

Die Integration von realen Problemstellungen aus der Praxis oder in Projekten ist der Schlüssel zu Lernprozessen, die tatsächlich individuelle Kompetenzentwicklung ermöglichen. Solche Lernprozesse basieren auf dem Austausch des Erfahrungswissens in den Netzwerken der Lerner. Lernen wird damit zu einem Prozess der Netzwerkbildung (vgl. Siemens, G. 2006). Dafür sind veränderte Strukturen und Rahmbedingungen erforderlich.“

Ich bin gespannt, welche Antworten das Buch liefert. Bisher klingt es sehr vielversprechend. Es ist interessant für mich, dass ich trotz fehlendem Wissens (theoretisches Grundgerüst) zu den gleichen und ähnlichen Erkenntnissen gelangt bin und viel wichtiger, mein Handeln nach eigenen Werten, Normen und Regeln ausgerichtet habe. Dazu schreibt H. Haken (2004):

„Kompetenzen ermöglichen es uns, auch dann zu handeln, wenn wir nur unvollkommenes oder gar kein Wissen haben.“ – Chapeau!

Lesende Grüße, Mel

Social Web – Chance für die Gesellschaft?

Durch mein Lehramt-Studium im Fach Informatik (u.a.) und einem innovativen Mentor Dr. Christian Spannagel arbeite ich seit längerem an den Möglichkeiten von Web 2.0 in der Lehre. Aber wie kann das social Web die Welt verbessern?

Als aktives Produkt der Überlegungen ist die Maschendraht-Community entstanden. Hier wird fleißig diskutiert, sich arrangiert und mit Produktbeispielen transparent gemacht, was die Lehre 2.0 leisten kann. Auf das erste Problem stößt man unweigerlich, wenn klar ist, dass die Lehrer und Lehrerinnen(LuL) flächendeckend sich weniger auskennen im Social Web, als ihre eigenen Schülerinnen und Schüler (SuS). Eine der ersten didaktischen Überlegungen beinhaltet, dass man die SuS abholt, wo sie sich befinden. (Lernstand, Gegenwartsbezug etc.) Wenn man dies aber wörtlich nimmt, dann sind die Heranwachsenden vermehrt und fast selbstverständlich im Web zu finden. Wieso nutzen wir das nicht einfach aus? Die Frage ist leicht, vielen Lehrenden ist nicht bewusst welcher Mehrwert für die Inhalte durch das Web entsteht und wie sie das überhaupt erreichen können. Deshalb arbeiten wir aktuell an einem Maschendraht-Mentoren-System um den Neueinsteigern den Beginn einer für sie neuen Ära möglich zu machen.

Soweit so gut, wir sehen den Mehrwert, wir sehen die aktive Unterstützung der Neuen und wir sehen eine Chance für die Lehre 2.0.

Ein ganz anderer Aspekt schleicht sich mit dem Social Web ein, den ich hier näher beleuchten möchte:

Wieso ist das Social Web eine Chance für die Gesellschaft?

1. Durch das Social Web entsteht die Möglichkeit des Austauschs und des gemeinsamen Wissen konstruierens. Das Internet dient nicht länger nur als Informationsquelle, sondern wird aktiv gestaltet.

Beispiel: In der Md-C konstruieren wir permanent gemeinsames Wissen, dies stellt wiederum die Basis für vertiefende Überlegungen (Ldl, Vernetzung, Lehre, etc.).

2. Das social Web wirkt integrierend über alle Alterskohorten. Der Austausch zwischen jungen und älteren Semestern bildet eine Verknüpfung von Erfahrungen, Ideen und Innovationen. Gerade weil unsere Familienstrukturen häufig weggebrochen sind, ist der Austausch teilweise gar nicht mehr vorhanden – dazu gehört natürlich, dass sowohl die Einen, als auch  die Anderen sich gegenseitig respektieren und sich ernst nehmen.

Beispiel: In der Md-C haben wir eine Vernetzung von Menschen erreicht die als Vorbild dienen könnte. Schüler, Studenten, Dozenten, Lehrer, Professoren, Mittelständler, Bürger, Rentner etc. Die Verknüpfung von Erfahrungen mit den neuen Möglichkeiten ist unweigerlich ein Erfolgsrezept.

3. Das social Web vernetzt Menschen aus allen möglichen Bereichen. Interaktionen zwischen der Lehre, Forschung, Bildung und Ausbildung, Wirtschaft und Verbraucher etc. bildet so ein dynamisches Netz um (bessere) Produkte zu verwirklichen.

Beispiel: In der Md-C vernetzen sich nicht nur die Menschen aus der Lehre, sondern auch jene aus Wirtschaft und Interessierten. So entstehen Produkte die die Betriebsblindheit minimieren können.

Wenn die Gesellschaft nun also lernt, gemeinsam Ideen und Produkte zu entwickeln, sich gemeinsames Wissen anzueignen, wäre dies eine Möglichkeit einer neuronalen Vernetzung hin zu einem gemeinsamen Gesellschaftsgehirn, welches aktiv die Probleme der heutigen Zeit angehen könnte.

Soweit zu dem etwas naiven Bild welches gleichzeitig eine Idee zur Weltverbesserung darstellt. Aber wenn viele diesen Gedanken aufgreifen, dann können wir einiges bewegen.

Web 2.0 und die Lehre erst in 10 Jahren wirklich vereint?

Gestern Abend war ich mit Christian Spannagel und Stefanie Schmidberger bei einer Diskussionsrunde der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation. Thematisch sollte es um das „Social Web – Chance oder Gefahr“ gehen. Das Setting war gut, die Beiträge zu journalistisch und viele Aspekte wurden gar nicht angesprochen. Für uns, die wir uns aber tagtäglich damit beschäftigen, welchen Mehrwert wir uns ausrechnen für die Lehre, war es sehr interessant zu sehen, welche Gedankenansätze die MHMK aktuell bearbeitet.

Ich beziehe mich jetzt bewusst nicht auf die Statements des gestrigen Abends. Das würde zu ausführlich und vor allem wären das keine Samthandschuhe…

Interessant war allerdings, wie unterschiedlich die Meinungen sind, welchen Mehrwert das Web 2.0 bietet. Während wir uns natürlich mit didaktischen Konzepten, inhaltlichen Diskursen, kollektiver Wissenskonstruktion, der Verknüpfung von Theorie zur Praxis und der neuronalen Vernetztheit der Menschen beschäftigen. Widmeten sich die Veranstalter mehr den kapitalistischen Ideen und Sorgen. sowie der Werbung. Das Ganze aber doch eher auf einem oberflächlichen Niveau und mit dem Fokus stark auf die Zukunft mit Wahrsagecharakter. Aber wer weiß schon, was in 10, 20, 30 Jahren ist?

Mit der Maschendraht-Community sind wir aktiv und produktiv an die Frage der Möglichkeiten im Hier und Jetzt beschäftigt. Richtig ist, dass in diesem Kontext viele Web 2.0 affine den Weg zu uns gefunden haben. Da wir uns nicht abschotten wollen von der Allgemeinheit, sondern integrierend, fördernd und unterstützend agieren wollen ist es nun wichtig eine gemeinsame Sprache z.B. mit den Lehrenden zu finden.

Mein nächster Schritt wäre demzufolge, als erstes die Web 1.0 Menschen erreichen zu wollen und ihnen mit einem ausgeklügelten Autorensystem den Weg ins Web 2.0 zu erleichtern.

Web 2.0 und die Lehre erst in 10 Jahren vereint? – das mag ich noch nicht glauben und deshalb arbeite ich weiter an unserem Konzept, welches aus meiner Überzeugung heraus insgesamt einen Mehrwert für die Lehre darstellt.

LdL-Blogparade

6. Lehrerrolle neu definieren!

Aus aktuellem Anlass, weil sich in dem Blog von Christian eine rege Diskussion zu dem Thema entwickelt hat, stelle ich hier dar, wie die Rolle des Lehrers im Bezug auf „LdL“ zu sehen ist.

Der Lehrende ist sowohl für den Rahmen als auch für alles andere verantwortlich. Insoweit stellt das keinen Unterschied zu den bisherigen Unterrichtsmodellen dar. Doch die Gewichtigungen verlagern sich. Es gilt, nicht mehr die Inhalte zu transportieren, sondern die gemeinsame Wissenskonstruktion der SuS in den Vordergrund zu stellen. Hierbei kommt dem Lehrenden die Aufgabe zu, sehr empathisch und aufmerksam auf die verschiedenen gruppendynamischen Prozesse einzugehen. Das klingt theoretisch ganz einfach, ist es aber nicht. Wir betrachten sowohl die Gruppe als auch den einzelnen Schüler. Versuchen herauszufinden, welche Stärken und Schwächen in jedem Einzelnen sind und welche Fähigkeiten der Gruppe dienlich sind. So profitieren alle von den Kompetenzen des Einzelnen. Diese zu erkennen, zu fordern und zu fördern erfordert ein hohes Maß an Disziplin, Aufmerksamkeit und vor allem Empathie. Wichtig ist, ein authentisches Verhalten von allen Seiten. Dieses fördert zutage, was sonst im Schulalltag leider untergeht. Meine Beschreibung könnte jetzt vermitteln, dass wir keine Lehrer, sondern Personaltrainer / Coaches benötigen. Dem ist natürlich nicht so. Oberste Priorität haben die Inhalte und deshalb muss ein Lehrer sowohl die Rolle des Coaches, als auch seinem Fachwissen permanent gerecht werden und bei Bedarf, nicht nur den Einzelnen stützen, sondern auch die Inhalte aktiv tiefer treiben.

LdL-Blogparade

4. Welche Voraussetzungen gelten für den Unterricht? Rahmen, Strukturen, Konsequenzen

Die höchste Priorität gilt dem Rahmen. Ohne diesen kann LdL nicht funktionieren.

Die SuS brauchen einen adäquaten Rahmen in dem sie sich sicher fühlen und sich trauen im Lernprozess auch Fehler zu machen. In der bisherigen Betrachtung und der Reflektion über Schule stand und steht im Vordergrund die Leistung und das Punkte sammeln. Schauen wir uns unsere kognitiven Strukturen an, ist Lernen ein Prozess, der nicht auf Knopfdruck passiert, sondern auf Erkenntnissen, Erfahrungen und Entwicklungen beruht. Ich muss also auch einen gedanklichen Irrweg betreten dürfen ohne dafür bewertet zu werden. Ohne die Angst haben zu müssen, dass sich dieses negativ auf mein Profil und meine Noten auswirkt. Das A und O bei LdL ist es also als Lehrer oder Lehrerin einen Rahmen zu schaffen, der Sicherheit und Freiheit zugleich bietet. Um dieses zu erreichen braucht man im Klassenraum eine regelrecht disziplinierte und konzentrierte Atmosphäre die mit Bedingungen und Konsequenzen verknüpft ist. Das bietet Sicherheit und den Raum für Entwicklungen.